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Web 2.0 und die Lust am privaten Daten-Striptease

In seinen Anfängen wurde das World Wide Web hauptsächlich in der Form genutzt, dass man Inhalte aufrief und eventuell herunterlud. Mit dem Web 2.0 hat sich das geändert. Das Web 2.0 ist ein Mitmach-Netz, dass jedem Nutzer vielfältige Möglichkeiten der Teilnahme bietet. Man konnte sich zwar schon vorher an Chats und Foren beteiligen und per eBrief kommunizieren, aber das Web 2.0 macht es uns so einfach wie nie zuvor, unsere eigenen Inhalte online zu stellen. Ohne technisches Vorwissen kann man eigene Beiträge veröffentlichen, fremde kommentieren, sich virtuell vernetzen oder in Foren präsentieren. Verantwortlich dafür, ist die so genannte Social Software. Obwohl sich die traditionellen Formen der Internetkommunikation immer noch großer Beliebtheit erfreuen, nimmt vor allem bei jüngeren Nutzern die Begeisterung für die Möglichkeit des Web 2.0 zu. Einherr damit geht, ein ungeheurer Exhibitionismus. Für das Web 2.0 scheint nichts peinlich genug zu sein. Schaue dir nur mal die Filmchen auf Youtube an oder lese was in privaten Blogs geschrieben wird (nicht das in Chats ein höheres Niveau herrschen würde). Durch die einfache Handhabung des Web 2.0 kommen gewaltige Datenmassen zusammen, die man zu einem großen Prozentsatz nur noch als Datenmüll bezeichnen kann.

Diejenigen, die sich dort selbst darstellen, sollten sich, bevor sie Videos, Bilder oder Texte einstellen, genau überlegen,ob sie sich nicht selbst Schaden zufügen – vielleicht nicht heute oder morgen, aber auf lange Sicht betrachtet. Je nachdem worum es sich handelt, kann der Schaden auch ziemlich unmittelbar eintreten. Man denke nur an Fotos von Häusern oder Wohnungen. Sie könnten als Material für sog. Outings durch die kriminelle Antifa dienen. Mehr Vorsicht ist in jedem Fall angebracht.

Fünf Fragen, die man sich stellen sollte, bevor man sich im Netz präsentiert:

  • Kann man mich identifizieren und finden?
  • Können übelwollende Zeitgenossen mir oder anderen Menschen (Verwandten, Freunden) durch die Informationen oder Bilder, die ich hochlade, Schaden zufügen?
  • Möchte ich das alles auch in fünf oder zehn Jahren noch irgendwo lesen oder sehen?
  • Was möchte ich mit dem was ich einstelle erreichen und ist es ein sinnvolles Projekt?
  • Möchte ich, dass meine Eltern, Freunde und mein Arbeitgeber das was ich einstelle, lesen und anschauen können?

Eines sollte jedem Nutzer sozialer Netzwerke klar sein: Sie finanzieren sich durch Mitgliedsbeiträge und verschiedene Formen von Werbung und Sponsorings.

Die Nutzer wollen meistens nicht oder nur wenig zahlen, also ist die Zielgruppen gerichtete Werbung die Haupteinnahmequelle der Betreiber. Dafür sind interessante Informationen über die Nutzer Voraussetzung.

Grundsätzliche Regeln

(Klar-)Namen

Bei den Communitys, die hauptsächlich für Erwachsene konzipiert worden sind, hat es sich inzwischen etabliert, den vollständigen und echten Namen (“Klarnamen”) anzugeben. Facebook startete als Netzwerk für Studenten der Eliteuniversität Harvard. Dort gab man natürlich gerne seinen richtigen Namen an und sah keine Erfordernis in der Verschleierung des eigenen Namens durch ein Pseudonym oder Nicknamen.

Bei den meisten sozialen Netzwerken wird die Nennung des Klarnamens verlangt. Allerdings drücken manche Betreiber eher als andere ein Auge zu, wenn sich jemand offensichtlich mit einem Pseudonym oder einem abgekürzten Namen anmeldet. Google+ hat kurz nach Eröffnung des Angebots zahlreiche Konten unter Verweis auf die eigenen Geschäftsbedingungen gelöscht. Mittlerweile wird dies wohl nicht mehr ganz so streng gehandhabt.

Freunde

Die Anzahl der “Freunde” in sozialen Netzwerken wird gerade von jüngeren Benutzern oftmals gleichgesetzt mit der Highscore-Liste eines Computerspiels: Je mehr Freunde jemand hat, desto beliebter und bekannter ist er in der Gemeinschaft. Verbergen sich hinter den sogenannten Freunden jedoch nahezu unbekannte Personen, so kann das die zuvor sorgfältig angelegten Sicherheitseinstellungen aushebeln.

Gerade junge Nutzer sollten anfangs nur Freundesanfragen akzeptieren (und stellen), wenn sie sicher sind, dass sie die entsprechende Person auch im echten Leben kennen und ihr persönliche Dinge (wie Handynummer oder Fotoalbum) anvertrauen würden. Möchte man auch den Kontakt zu Personen halten, denen man nicht Zugang zu allen Informationen oder Mitteilungen erlauben möchte, so müssen die Freunde zunächst bestimmten “Listen” (schülerVZ und Facebook) oder “Kreisen” (Google) zugeordnet werden. Allen Personen in einer Liste oder in einem Kreis können dann bestimmte Zugangsberechtigungen erteilt werden.

Bilder

Egal, ob Google+, Facebook oder Twitter: Das eigene Profilbild kann bei einem aktiven Konto von allen Mitgliedern der Community eingesehen werden. Wer also in der Community nicht von jedem Mitglied erkannt werden will, sollte sich hier von der kreativen Seite zeigen.

Will man generell in der Community nicht von Fremden erkannt werden, sollte man zudem die Sicherheitseinstellungen so wählen, dass man von anderen Nutzern nicht auf Fotos markiert und verlinkt werden kann. Es bedarf dabei schon einigen Aufwands, um sein Gesicht vor der Community zu verbergen. Insbesondere Facebook macht es durch die automatische Gesichtserkennung seinen Nutzern schwer, nicht auf den Bildern anderer Benutzer erkannt und automatisch verlinkt zu werden, daher gilt hier besondere Vorsicht beim Umgang mit Bildern und den darin enthaltenen “biometrischen Daten”.

Beim Hochladen von Bildern in ein frei zugängliches Fotoalbum ist zudem auf das Urheberrecht und das Recht am eigenen Bild zu achten. Um hier rechtlich abgesichert zu sein sollte man vor dem Upload von Bildern folgende zwei Fragen bejahen können:

  • Sind die abgebildeten Personen damit einverstanden, dass ich das Bild veröffentliche?
  • Ist es wirklich mein Bild, oder habe ich eine ausdrückliche Erlaubnis des Fotografen, das Bild zu veröffentlichen?

Apps

In Facebook lassen sich zusätzliche Funktionen in Form von Apps nutzen. Diese Anwendungen (z.B. Spiele, Quiz-Module, Chats oder FreundeFinder) sind Angebote von externen Dienstleistern, die zum Teil auch auf die in der Community hinterlegten Nutzerdaten zurückgreifen. Darüber hinaus benötigen viele dieser Anwendungen weitere personenbezogene Daten des Nutzers.

Auch wenn man eine App nur inerhalb der Community verwendet, so handelt es sich dabei doch um eine eigene, für sich gestellte Anwendung. Die innerhalb der App getätigten Einstellungen berücksichtigen nicht mehr die Einstellungen zur Privatspähere in der Community selbst. Bei der Verwendung solcher Apps muss man also erneut die Preisgabe persönlicher Daten bedenken.

Leitfaden folgt demnächst.

1 Kommentar

  • Für Facebook und co gilt -> Wer meint, er solle »sein Gesicht zeigen« kann gerne einer unserer Demonstrationen des Widerstandes besuchen statt Maulheld hinter Monitor und Tastatur zu spielen.

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Es liegt an dir selbst, was du für dich und deine Sicherheit übernimmst.