Der zweite Beitrag der recht neuen Kategorie Krisenvorsorge beschäftigt sich mit Zivilschutzsignalen. Zivilschutzsignale sind Signale, die möglichst schnell eine große Anzahl an Personen erreichen sollen. Es kann sich im weiteren Sinne um Warnungen, Alarme oder Entwarnungen handeln. Warnmöglichkeiten sind sowohl für zivile Großschadensfälle (Naturkatastrophen wie Hochwasser, Störfälle wie Chemie- oder Reaktorunfälle, ABC-Alarm) als auch für militärische Fälle (bewaffneter Angriff auf einen Staat) wichtig.
Ein flächendeckendes, zentral gesteuertes Sirenennetz bietet eine einfache und kostengünstige Möglichkeit. Die Alarmierung über Sirenensignale erfolgt in der Regel rascher als eine Warnung über Rundfunk und Fernsehen, lässt sich örtlich besser eingrenzen und erreicht auch Personen, die gerade keine Rundfunkmedien empfangen (Weckfunktion). Bei Funkübertragungen der Sirenenauslösung sind auch eventuelle Netzausfälle zu berücksichtigen und dementsprechende Notstromversorgungen wie Batterien bereitzustellen. Während Österreich bis heute über ein flächendeckendes Sirenennetz verfügt, gab es in Westdeutschland in den 1950er bis in die 1990er Jahre ein solches Netz, um damit alle Personen zu benachrichtigen.
Heute verfügbares Sirenennetz
Heute verfügen nur noch wenige deutsche Großstädte über ein intaktes Sirenennetz, das sich aus Hochleistungssirenen zusammensetzt. Dazu gehören unter anderem Aachen, Augsburg, Bonn, Darmstadt, Dresden, Duisburg, Düsseldorf, Erlangen, Hagen, Hamm, Hoyerswerda, Karlsruhe, Kassel, Köln, Krefeld, Mannheim, Mainz, Moers, Norderstedt, Pforzheim, Solingen, Saarbrücken, Wiesbaden und Wuppertal. Die Hansestadt Hamburg verfügt über ein Sirenennetz speziell zur Warnung vor Sturmfluten.
Insgesamt bestehen bundesweit noch ca. 15.000 Sirenen, mit denen ein 1-minütiger Heulton gesendet werden kann.
Funktionstests der Sirenen werden von den Städten und Gemeinden unterschiedlich gehandhabt, beispielsweise wird in Düsseldorf einmal jährlich getestet, in Dresden am zweiten Mittwoch eines jeden Quartals
Laute Sirenen in ganz Deutschland: Erster “Warntag” seit 30 Jahren
Mit dem ersten bundesweiten Probealarm seit der Wiedervereinigung soll im September 2020 die Warntechnik für besondere Risiken wie Unwetter oder Chemieunfälle getestet werden. Ziel ist es an dem Tag auch, die Menschen in Deutschland über Warnungen in Notlagen zu informieren, teilte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn mit.
Am 10. September sollen dazu in ganz Deutschland um 11 Uhr die Sirenen heulen. Auch über Warn-Apps, Radio, Fernsehen und soziale Medien werde an diesem Tag der Probealarm stattfinden.
Durch den sogenannten Warntag sollen auch die Warnanlässe bekannter gemacht machen, so das Bundesamt. Das könnten zum Beispiel auch Brände oder das Auftreten von radioaktiver Strahlung sein, aber auch Stromausfälle oder Naturgefahren, wie Erdbeben oder Überschwemmungen. Auch vor Krankheitserregern wie dem Corona-Virus warnt das Bundesamt nach eigenen Angaben über die Warn-App Nina bei besonderen Situationen.