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Dein Telefon wurde beschlagnahmt – Was tun wenns brennt?

Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, vor allem nicht in einem kurzen Text. Wir wollen mit diesem Artikel etwas ausholen und schon lange vor der Beschlagnahme des Telefons anfangen einige Vorbereitungen zu treffen.

Mobiltelefone sind zu einem integralen Bestandteil unseres Alltags geworden, doch ihre Verwendung kann in manchen Situationen von staatlichem Interesse sein, wodurch eine Beschlagnahmung durch die Polizei erfolgen kann.

Das wichtigste zuerst – Gib den Polizisten niemals -unter keinen Umständen- dein Passwort. Egal was sie dir erzählen, eine Herausgabe des Passwortes wird dir keinerlei Pluspunkte im Strafverfahren einbringen.

Bei jeder Hausdurchsuchung werden die technischen Geräte sofort einkassiert, deswegen kann dieser Leitfaden auch für deinen Computer oder dein Tablet Anwendung finden. Doch nicht nur bei einer Hausdurchsuchung kann dein Telefon schnell in polizeiliche Hände geraten. Es reichte in der Vergangenheit schon ein Gang auf eine Demonstration, vor dieser aus es mit der Zeit zu vermeintlichen Straftaten gekommen ist. Wichtig zu wissen ist, dass das Filmen von polizeilichen Maßnahmen in der Regel kein Problem darstellt. Sollte man dabei jedoch erneute Straftaten filmen, zum Beispiel eine von einer festgenommenen Person ausgesprochene Beleidigung in Richtung eines Polizisten, kann dein Telefon auch hier wieder als Beweismittel beschlagnahmt werden, obwohl du überhaupt nichts falsch gemacht hast.

Vor der Beschlagnahmung

Es bleibt nicht aus sich vor einer Beschlagnahmung Gedanken über das -was ist wenn- zu machen. Hier beschreiben wir einige Punkte, die dich in solch einen Problemfall sicherer schlafen lassen würden. Es ist wichtig, vorausschauend zu handeln, um persönliche Daten zu schützen und angemessen auf eine Beschlagnahmung zu reagieren.

Die Verschlüsselung

Jeder Aktivist, eigentlich jeder, der auch nur ein Fünkchen Wert auf den Schutz seiner Daten legt sollte wissen, dass die Verschlüsselung eines Telefons mit einem starken alphanumerischen Passwort eine gute Maßnahme ist, um die auf dem Gerät gespeicherten Daten vor polizeilichen Einblicken zu schützen.

Als Zusatz raten wir dazu, das Telefon, wenn möglich, vor der Beschlagnahme auszuschalten. Die leichteste Möglichkeit bei älteren Telefonen – Akku raus. Bei neueren Telefonen mit fest verbautem Akku und gesetzten alphanumerischen Passwort muss man meist erst das Passwort eingeben, um das Telefon dann abschalten zu können. Klar, das benötigt Zeit, aber wenn man nicht in Panik gerät, hat man diese wenigen Sekunden und schützt sich durch das Abschalten des Geräts wieder ein kleines Stück mehr.

Das Ausschalten ist erforderlich, damit die Verschlüsselung der Inhalte aktiviert wird. Solange das Gerät im “Standby”-Modus ist, besteht lediglich eine Zugangssperre.

Um weiterführende Hinweise zum Schutz deines Telefons zu erhalten, kannst du dir auch den Artikel Wie schützt du dein Telefon/Tablet richtig vor Polizei und Behörden? durchlesen.

Man kann es nicht oft genug sagen. Wischgesten, eine PIN oder biometrische Entsperrmuster gelten als nicht sicher! Geräte die so “gesichert” sind, werden regelmäßig durch die Forensiker der Polizei geöffnet.

Das Fernlöschen

Wir wollen keine Anleitung zu Straftaten veröffentlichen. Ist das Telefon durch die Polizei beschlagnahmt, befindest du dich recht schnell im Bereich der Beweismittelvernichtung bzw. der Strafvereitelung. Jedoch kommt es vor das man sein Telefon einfach verliert oder es geklaut wird. In diesen Fällen kann es nützlich sein, den Inhalt des Telefons aus der Ferne quasi per Knopfdruck löschen zu können. Dafür muss das Telefon natürlich angeschaltet und empfangsbereit sein und während des Vorgangs bleiben.

Android

Wenn du dein Android-Gerät verloren hast und zuvor die “Find My Device” Funktion aktiviert hast, kannst du dein Gerät fernlöschen. Folge diesen Schritten:

  1. Besuche die Google “Find My Device” Website: Öffne auf einem Computer den Webbrowser und gehe zu https://www.google.com/android/find.
  2. Anmelden: Melde dich mit dem Google-Konto an, das auf deinem verlorenen Android-Gerät verwendet wurde.
  3. Wähle das verlorene Gerät aus: Wenn du dich erfolgreich angemeldet hast, zeigt die Seite alle Geräte an, die mit diesem Google-Konto verknüpft sind. Wähle das verlorene Gerät aus der Liste aus.
  4. Option zum Löschen des Geräts: Nachdem du das Gerät ausgewählt hast, erscheinen verschiedene Optionen wie “Klingeln lassen”, “Sperren” und “Löschen”. Wähle “Löschen”, um alle Daten auf dem verlorenen Gerät zu entfernen.
  5. Bestätigung des Löschvorgangs: Es wird eine Warnung angezeigt, dass durch das Löschen alle Daten auf dem Gerät gelöscht werden. Bestätige diese Aktion und folge den weiteren Anweisungen, um den Löschvorgang zu starten.

Hinweis: Das Gerät muss eingeschaltet und mit dem Internet verbunden sein, damit der Löschvorgang ausgeführt werden kann. Wenn das Gerät offline ist, wird der Löschvorgang gestartet, sobald es wieder online ist.

Apple

Wenn du ein Apple-Gerät wie ein iPhone, iPad, Mac oder eine Apple Watch verloren hast und du befürchtest, dass sensible Informationen darauf zugänglich sein könnten, gibt es verschiedene Möglichkeiten, es fernzulöschen.

  1. Fernlöschung über “Mein iPhone suchen” (iOS-Geräte) oder “Mein Mac suchen” (Mac):
    • Gehe auf einem anderen Gerät oder Computer zu https://www.iCloud.com und melde dich mit deiner Apple-ID an.
    • Wähle “Mein iPhone suchen” bzw. “Mein Mac suchen”.
    • Wähle dein verlorenes Gerät aus der Liste der Geräte.
    • Wähle “iPhone/iPad/Mac löschen”. Dadurch werden alle Daten auf dem Gerät gelöscht.
  2. Fernlöschung über die “Mein iPhone suchen” App (iOS-Geräte):
    • Lade die “Mein iPhone suchen” App auf einem anderen iOS-Gerät herunter.
    • Melde dich mit deiner Apple-ID an.
    • Wähle dein verlorenes Gerät aus der Liste und tippe auf “Löschen”. Dadurch werden alle Daten auf dem Gerät gelöscht.
  3. Wende dich an den Apple-Support:
    • Wenn du dein Gerät nicht selbst fernlöschen kannst, solltest du den Apple-Support kontaktieren.
    • Sie können dir helfen, das Gerät aus der Ferne zu löschen, wenn du die entsprechenden Informationen zur Identitätsbestätigung bereitstellen kannst.

Bitte beachte, dass die Fernlöschung dazu führt, dass alle Daten auf dem Gerät gelöscht werden und es nicht mehr über “Mein iPhone suchen” (iOS) oder “Mein Mac suchen” (Mac) geortet werden kann.

Wie wir oben schon beschrieben, befinden wir uns recht schnell im Straftatbestand, wenn man die Fernlöschung eines beschlagnahmten Telefons druchführen möchte. Die Polizei ergreift in den meisten Fällen auch mehrere Maßnahmen gegen solche Löschversuche:

  1. Schnelles Handeln: Sobald das Telefon beschlagnahmt wird, versucht die Polizei, die Verbindung des Telefons mit dem Internet oder Mobilfunknetz zu unterbrechen. Dadurch wird die Möglichkeit einer Fernlöschung verringert.
  2. Flugmodus: Die Polizei schaltet das Telefon möglicherweise in den Flugmodus, um jegliche Kommunikation über das Mobilfunknetz zu unterbinden und so die Möglichkeit der Fernlöschung zu minimieren.
  3. Abschirmung von Signalen: In einigen Fällen kann die Polizei auch spezielle Geräte oder Verwahrbehälter verwenden, um Signale zu blockieren oder abzuschirmen, die die Fernlöschung ermöglichen könnten.
  4. Zusammenarbeit mit Mobilfunkanbietern: Die Polizei kann mit Mobilfunkanbietern zusammenarbeiten, um zu verhindern, dass das Telefon ferngelöscht wird. Dies kann durch das Einfrieren oder Blockieren des Zugriffs auf das Gerät erfolgen.

Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Integrität der Beweise zu wahren und zu verhindern, dass verdächtige oder involvierte Parteien Daten von einem beschlagnahmten Telefon fernlöschen können.

Datensparsamkeit

Doch machen wir weiter mit den Hinweisen, die bei einer Beschlagnahme deines Gerätes hilfreich sind. Die Datensparsamkeit bezieht sich auf die gezielte Reduzierung und Begrenzung der Menge an persönlichen und sensiblen Daten, die auf deinem Mobiltelefon gespeichert sind. Dies wird durch verschiedene Maßnahmen erreicht:

  1. Regelmäßiges Löschen nicht benötigter Dateien und Apps: Dies beinhaltet das Entfernen von ungenutzten Anwendungen und Dateien, um die Menge an gespeicherten Informationen zu minimieren. Dadurch wird das Risiko von Datenschutzverletzungen oder Datenlecks verringert.
  2. Verwendung von verschlüsselten Kommunikationsdiensten: Die Nutzung von Diensten, die eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bieten, ist entscheidend. Diese Verschlüsselungstechnologie schützt persönliche Nachrichten und Daten vor unbefugtem Zugriff, selbst wenn sie abgefangen werden.
  3. Beschränkung persönlicher und sensibler Informationen: Es ist ratsam, sensible Daten wie Passwörter, finanzielle Informationen oder private Unterhaltungen auf ein Minimum zu beschränken. Dies reduziert das potenzielle Risiko, dass diese sensiblen Daten kompromittiert oder gestohlen werden könnten.

Regelmäßige Datensicherungen

Vor allem als Vorsichtsmaßnahme vor möglicher Beschlagnahmung oder Verlust ist das regelmäßige Erstellen von “Backups” von entscheidender Bedeutung. Dies beinhaltet:

  1. Sicherung wichtiger Daten auf externen, sicheren Speicher: Es ist ratsam, wichtige Dateien, Dokumente, Informationen und Telefonnummern auf einem externen Speicher wie einer externen Festplatte, Cloud-Speicher oder einem verschlüsselten Speichermedium zu sichern.
  2. Sicherung für den Fall einer Beschlagnahmung: Sollte das Telefon von der Polizei beschlagnahmt werden oder sollten Daten verloren gehen, gewährleistet die regelmäßige Datensicherung, dass wichtige Daten nicht verloren gehen. Dies ermöglicht eine Wiederherstellung der Informationen von einem sicheren externen Speicherort.
Es liegt ja auf der Hand, dass eine Datensicherung möglichst nicht im eigenen Haushalt aufbewahrt wird. Bei einer Hausdurchsuchung wäre dieses “Backup” natürlich genau so beschlagnahmt wie dein Telefon.

Nach der Beschlagnahmung

Du kannst eine Beschwerde gegen die Beschlagnahme einreichen. In der Regel wird sie verpuffen, gerade wenn es um politische Straftaten geht. Das heißt, nach einer Beschlagnahmung deiner Geräte wirst du in den meisten Fällen lange nichts mehr von ihnen hören. Die Polizeibehörden und ihre Helferchen versuchen dein Gerät via Brute-Force-Angriff und anderer Möglichkeiten zu öffnen. Gelingt es ihnen nicht wirst du wohl bis mindestens zur Verhandlung auf deine Geräte warten müssen.

Kam es nun zur Verhandlung und du wurdest vom von allen Anklagepunkten frei gesprochen, wird das beschlagnahmte Gerät normalerweise zurückgegeben. Es ist ratsam, das Gerät einer gründlichen Überprüfung zu unterziehen, um sicherzustellen, dass keine Schadsoftware oder unerwünschte Zugriffe auf persönliche Daten stattgefunden haben.

Vernichtung des Geräts

In der Regel bist du aber nicht in der Lage eine potenzielle Schadsoftware auf deinem Telefon zu erkennen, geschweige denn diese zu entfernen. Deswegen ist es höchst empfehlenswert, das Gerät, nach der Rückgabe des Mobiltelefons durch die Polizei zu vernichten, um jegliche Restdaten oder potenzielle Sicherheitslücken zu beseitigen. Die sichere Zerstörung durch spezialisierte Dienste oder selbstständig durch physische Zerstörung, wie das Zertrümmern des Geräts oder das Durchführen eines Factory-Resets und anschließendes physisches Zerlegen, kann sicherstellen, dass keine vertraulichen Informationen zurückbleiben.

Sicherlich kommt dir der Gedanke das Gerät via Onlineauktion zu versilbern. Wir raten dir aber davon ab. Du weißt nicht ob der Käufer ein politischer Mitstreiter aus einer anderen Region des Reiches sein könnte …

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