Es ist interessant wie die meisten Opfer eines Einbruchs nicht den materiellen Schaden als schlimm empfinden, sondern die psychischen Probleme mit denen sie kämpfen, weil jemand Fremdes in ihre Privatsphäre eingedrungen ist. Es kommt erstmal zum Schockzustand, da durch das Durchwühlen des Privaten fühlen sich Menschen häufig verletzt, beschmutzt und empfinden Ekel. Dieses Eindringen wird oft als Vergewaltigung empfunden und genau wie Vergewaltigungsopfer werden sie anschliessend ängstlich, unsicher und schämen sich gleichzeitig auch für das, was da passiert ist. Sie denken, sie sind am Einbruch schuld und hätten ihn durch Massnahmen verhindern können. Offensichtlich ist der Schutz der Privatsphäre was das Heim betrifft für viele sehr wichtig und die Verletzung des selben etwas schlimmes.
Diese Einstellung steht im krassen Gegensatz zur Einstellung, was die Verletzung der Privatsphäre durch staatliche Organe im Weltnetz betrifft. Oft bekomme ich zu hören, “da ich nichts zu verbergen habe ist es mir egal wenn Geheimdienste, die Behörden oder Konzerne mich ausspähen und alles über mich wissen.” Wieso ist die eine Verletzung der Privatsphäre unakzeptabel und die andere nicht? Wieso unternimmt man etwas um die Privatsphäre in einem Fall zu schützen und im anderen nicht? Keiner würde seine Haustür und Fenster sperrangelweit offenlassen und nackt herumlaufen, auf dem Klo sitzen, duschen oder Verkehr haben, damit alle es sehen, aber wenn es um das Weltnetz geht machen es die meisten Benutzer. Sie surfen völlig nackt und ungeschützt im Netz herum, sind damit komplett sichtbar und offen wie ein Buch. Dabei kann man sich auch da schützen.
Man kann schon behaupten, die Privatsphäre im Netz ist egal, aber das tatsächliche Verhalten spricht dagegen. Jeden Tag entscheiden wir, was wir für alle zu hören sagen und zu sehen handeln und was wir nur vor vertrauenswürdigen Personen tun und äussern. Wenn wir zu Hause sitzen und ein Buch lesen, weiss das fast niemand. Wenn wir aber ein Buch im Weltnetz bestellen oder lesen, wissen das viele. Zum Beispiel, wenn man sich über die Geschichte informieren und nicht vorgekaute Meinungen übernehmen will. “Ach sie haben ‚Mein Kampf’ von Adolf Hitler gelesen? Was sind sie? Ein Nazi?” Und die Konsequenz daraus könnte sein wenn der Staat oder eine Firma das herausbekommt: “Damit sind sie ungeeignet für uns zu arbeiten und bekommen die Stelle nicht.”
Wir als menschliche Wesen, auch wenn wir die Wichtigkeit der Privatsphäre nach aussen abstreiten, verstehen instinktiv, wie wichtig sie ist. Auch wenn wir als soziale Wesen unserer Umwelt gegenüber zeigen was wir denken und tun, ist es wichtig einen intimen Bereich zu haben, wo wir eben nicht beobachtet werden, denn nur dort können wir frei reden und handeln. Es gibt einen Grund warum wir diesen Schutzraum suchen, weil wir alle, nicht nur Kriminelle und Terroristen, ja wir alle haben etwas zu verbergen. Es gibt Sachen über uns die wir nur einem Arzt, Anwalt, Psychologen, Partner oder Freund erzählen und diese wissen dürfen, aber niemals die Öffentlichkeit. Der Grund warum wir diese Privatsphäre benötigen ist einfach. Wenn man weiss alle können zuhören und man wird beobachtet, handelt man anders als wenn man es nicht ist.
Die Art und Weise wie man handelt und spricht verändert sich erheblich und wird eingeschränkt, wenn man weiss man wird beobachtet. Das ist eine Tatsache der menschlichen Natur die wissenschaftlich belegt ist. Menschen die beobachtet werden handeln konform, gefügig, nachgiebig und gefällig. Deshalb treffen Menschen die in einem Zustand der Beobachtung stehen andere Entscheidungen, nämlich die welche von aussen von einem erwartete werden und nicht die, die man wirklich selber will. Warum meint ihr wurden Grossraumbüros und gläserne Büros eingeführt? Behauptet wird, wegen der Verbesserung der internen Kommunikation und des Klimas, aber tatsächlich geht es um Verhaltenskontrolle. Wer den ganzen Tag beobachtet werden kann handelt anders, hält sich an Regeln, ist folgsam und konform.
Dieses Modell der Beobachtung und Kontrolle wurde dann für die ganze westliche Gesellschaft übernommen. Das raffinierte daran ist, man muss damit keine diktatorische oder gewaltsame Regierungsform durchsetzen, die Dissidenten und Gegner verhaftet und einsperrt, sondern Massenüberwachung schafft ein Gefängnis im Denken, eine viel subtilere und effektivere Art wie man die Bevölkerung dazu bringt sich einem System zu unterwerfen, viel besser als brutale Gewalt es tun könnte. Das beste Beispiel wie der Mangel an Privatsphäre und der massenhafte Einsatz von Überwachung die Menschen kontrollieren kann hat George Orwell in seinem Buch “1984” beschrieben. Diese Buch ist zu einem Klischee geworden und jedes Mal wenn man es als Beispiel nennt wird es als nicht zutreffend für unsere Situation abgewiesen.
Wenn man “1984” zitiert dann wird behauptet, im Buch wird eine Gesellschaft beschrieben, in der jede Wohnung überwacht und jede Handlung kontrolliert wird, das hat mit unserer Form der Überwachungsgesellschaft nichts zu tun. Das ist natürlich eine völlige Verkennung der Warnung die Orwell mit seinem Buch uns geben wollte. Was Orwell uns beschreibt ist nicht ein System, dass uns zu jeder Zeit überwachen kann, sondern dass die Menschen den Eindruck bekommen, sie könnten jederzeit überwacht werden. Die Menschen sollen glauben, es gibt keinen einzigen privaten Moment in ihrem Leben. So erzwingt man den Gehorsam zum Regime. Der Sinn ist, eine Gesellschaft die weiss sie wird überwacht, produziert Menschen die Untertanen sind und folgen. Deshalb wollen alle Herrscher so ein System haben, egal ob sie brutale Diktaturen sind oder subtile agierende “Demokraturen” so wie die in der wir leben.
Auf der anderen Seite, das Vorhandensein eines Ortes der Privatsphäre, wo wir unsere Gedanken äussern und wo wir unbeobachtet handeln können, wo wir ungehemmt und kreativ agieren können, wo wir auch Kritik am System ausdrücken können, ist das Zeichen von Freiheit einer Gesellschaft. Deshalb ist die Aussage völlig falsch, “Menschen welche Privatsphäre wollen und diese schützen, sind nur Kriminelle und Terroristen die böse handeln“. Oft hört man dann den Satz: “Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten.”
Unsere westlichen Regime meinen mit “bösen Handlungen” nicht unbedingt Kriminalität und Terrorismus, sondern sie meinen, Handlungen die ihre Macht untergraben und Opposition zu ihrer Autorität darstellen. Wie ich schon Mal sagte: “Der Sinn der totalen Überwachung ist nicht Terroristen zu fangen, sondern der Sinn ist Zeugen zu identifizieren und zu eliminieren, welche die Verbrechen der Regierungen und ihrer Hintermänner aufdecken und verraten.“ Ganz schlimm dabei ist die Einstellung von Personen, wenn ich mich nach aussen ganz harmlos gebe, alles offen darlege, überhaupt keine Bedrohung für die Machthaber darstelle, nur dann werde ich verschont. Nur wer seine Privatsphäre schützt hat etwas befürchten. Der Massstab einer Gesellschaft ist aber nicht, wie sie ihre folgsamen Untertanen behandelt, sonder wie sie mit ihren Oppositionellen umgeht.
Es ist falsch zu glauben, wer Schutzmassnahmen was das Weltnetz betrifft vornimmt und seine Daten verschlüsselt, macht sich besonders verdächtig. Genau das will die Obrigkeit uns glauben lassen. Am wichtigsten ist dabei zu realisieren, Massenüberwachung unterdrückt unsere Freiheit zu denken und zu handeln wie wir eigentlich wollen. Nur in einem geschützten Raum können wir uns verändern, können wir wachsen, kreativ sein, frei denken, bessere Menschen werden und für die Gesellschaft was bewegen. Es wurde mal gesagt: “Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln nicht!” Das heisst in diesem Fall, wer nichts tut um seine Privatsphäre zu schützen, ist ein Gefangener. Genau wie man die Privatsphäre in seinem Heim vor der Verletzung durch Einbrechern schützt, sollte man es auch was das Weltnetz betrifft tun. Wir haben alle was zu verbergen und deshalb ist die Privatsphäre wichtig.
——————————–
Die schlimmste Form der Zensur ist die Selbstzensur, weil man meint im Weltnetz überwacht zu werden. Oder auf der anderen Seite, man ist fahrlässig und gibt alles über sich im Netz preis. Aus den oben genannten Gründen ist es sicher ratsam sich gegen Ausspähung, der staatlicher Überwachung und Speicherung der gesamten Aktivitäten im Netz zu schützen. Dann ist man frei. Deshalb schaut Euch den Schutz der Privatsphäre welche das Tor Netzwerk bietet an. Geht auf den Leitfaden Anonymität im Weltnetz und informiert Euch über die tollen Möglichkeiten des anonymen Surfens und des verschlüsselten Datenverkehrs.
Kommentar hinzufügen