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10/2013 – Juristische Fußangeln zum Stichwort „Kollektivbeleidigung“

Ein Beispiel besonderer juristischer Spitzfindigkeit sind die Urteile, die zur sogenannten Kollektivbeleidigung zu den Straftatbeständen der Volksverhetzung (§ 130 StGB) und Beleidigung (§§ 185 ff. StGB) ergangen sind. Hierfür gilt folgendes:

Das Opfer einer Volksverhetzung ist

jede nationale, rassische, religiöse oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmte Gruppe, oder Teile der Bevölkerung, also zahlenmäßig nicht unerhebliche und nicht unbedeutende Personenmehrheiten, so sie aufgrund gemeinsamer äußerer und innerer Merkmale als unterscheidbare Teile von der Gesamtheit der Bevölkerung abgrenzbar sind, oder sogar einzelne Personen wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer der vorbezeichneten Gruppen oder zu einem Teil der Bevölkerung.

Das Opfer einer Beleidigung wiederum ist ein “anderer”. Dies kann ein einzelner, bestimmter Mensch sein, aber auch eine Mehrheit von Menschen, also ein Kollektiv, wenn z.B. gesagt wird: “Die X-Partei betreibt eine verräterische Politik” oder “Die Patentanwälte sind alle Schweine”. Solche Personenmehrheiten oder Kollektive sind nur dann “andere” und damit beleidigungsfähig, wenn sie entweder einen verhältnismäßig kleinen, überschaubaren, deutlich umgrenzten und aus der Allgemeinheit hervortretenden Kreis von Menschen bilden, oder wenn es sich um eine Personengemeinschaft handelt, die eine rechtlich anerkannte, gesellschaftliche Aufgabe erfüllt und einen einheitlichen Willen bilden kann.

Die Rechtsprechung hat u.a. die folgenden Mehrheiten von Menschen als Teile der Bevölkerung iSd § 130 StGB bzw. als beleidigungsfähig iSd § 185 StGB angesehen, – unterlassen Sie daher Angriffe auf sie:

  • die aktiven Soldaten und die Reservisten der Bundeswehr (BGH, Urteil vom 19.01.1989, Az. 1 StR 641/88, zu finden in NJW 1989, 1365 ff. und BayObLG, Urteil vom 16.11.1990, Az. Rreg 1 St 228/89, zu finden in NJW 1991, 1493 und OLG Frankfurt/Main, Urteil vom 02.12.1988, Az. 1 Ss 27/88, zu finden in NJW 1989, 1367 ff.),
  • die Bundeswehr (OLG Frankfurt/Main aaO),
  • die GSG 9 (=Grenzschutztruppe 9 des Bundesgrenzschutzes) (OLG Hamm, Urteil vom 24.09.1980, Az. 4 Ss 1410/80, zu finden in MDR 1981, 336),
  • die Richter des Bundesverfassungsgerichtes (BGH, Urteil vom 22.09.1953, Az. 5 StR 213/53, zu finden in NJW 1953, 722),
  • die bayerischen Minister (BGH, Urteil vom 18.02.1964, Az. 1 StR 572/63, zu finden in BGHSt 19, 235),
  • die Fraktionsmitglieder einer Partei einer Stadt (BGH, Urteil vom 08.12.1959, Az. 2 StR 486/59, zu finden in BGHSt 14, 48),
  • eine bestimmte Partei, – entschieden wurde über einen Unterbezirk der SPD – (OLG Düsseldorf, Urteil vom 08.03.1979, Az. 5 Ss 5/79, zu finden in MDR 1979, 692),
  • die Gewerkschaften, – entschieden wurde über die Postgewerkschaft – (BGH, Urteil vom 18.05.1971, Az. IV ZR 220/69, zu finden in NJW 1971, 1655),
  • eine bestimmte Bank (OLG Köln, Urteil vom 20.02.1979, Az. 1 Ss 69/79, zu finden in NJW 1979, 1723),
  • die Spitze der Großbanken (OLG Hamm, Urteil vom 07.06.1979, Az. 6 Ss 253/79, zu finden in Der Betrieb 1980, 1215),
  • die Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus (BGH, Urteil vom 08.05.1952, Az. 5 StR 182/52, zu finden in NJW 1952, 1183 und BGH, Urteil vom 06.05.1958, Az. 5 StR 14/58, zu finden in BGHSt 11, 329 ff.),
  • die Kommunisten (BGH, Urteil vom 03.04.2008, Az. 3 StR 394/07),
  • die Punker (BGH aaO),
  • die Juden, die in Deutschland leben (BGH, Urteil vom 28.02.1958, Az. 1 StR 387/57, zu finden in BGHSt 11,207),
  • das Weltjudentum (LG Braunschweig, Urteil vom 24.10.1996, Az. 701 Js 53009/95),
  • die Freimaurer (LG Braunschweig aaO),
  • die Ausländer, die in Deutschland leben (OLG Hamburg, Urteil vom 18.06.1980, Az. 1 Ss 37/80, zu finden in MDR 1981, 70),
  • die spanischen Gastarbeiter, die in Deutschland leben (OLG Celle, Urteil vom 16.07.1970, Az. 1 Ss 114/70, zu finden in NJW 1970, 2257 f.),
  • die Neger, die in Deutschland leben (OLG Hamburg, Urteil vom 18.02.1975, Az. 2 Ss 299/74, zu finden in NJW 1975, 1087 f.),
  • die Asylbewerber, die in Deutschland leben und keinen Anspruch auf Asyl haben (OLG Düsseldorf, Beschluß vom 19.04.1995, Az. 5 Ss 80/95-47/95, zu finden in MDR 1995, 948).

Schwierig zu bestimmen bzw. unklar ist es, ob die folgende Personengruppe beleidigungsfähig ist oder nicht, – unterlassen Sie daher lieber Angriffe gegen sie:

  • die Deutschen,
  • die Polizei,

Die Rechtsprechung hat die folgenden Mehrheiten von Menschen nicht als beleidigungsfähig bzw. als Teile der Bevölkerung angesehen, – volksverhetzende und ehrkränkende Äußerungen gegen sie sind also erlaubt:

  • die Frauen in Deutschland (LG Hamburg, Urteil vom 26.07.1978, Az. 74 O 235/78, zu finden in NJW 1980, 56),
  • die Homosexuellen (LG Münster, Beschluß vom 28.05.2001, Az. 8 Qs 21/01),
  • die ehemaligen Soldaten der Bundeswehr (BGH, Urteil vom 19.01.1989, Az. 1 StR 641/88, zu finden in NJW 1989, 1365),
  • die ehemaligen Soldaten der Wehrmacht, die den Zweiten Weltkrieg mitgemacht haben (StA Tübingen, Vfg. vom 01.09.1995, Az. 15 Js 5925/95 und StA Hamburg, Verfügung vom 09.05.1996, Az. 141 Js 200/95),
  • die Akademiker in Deutschland (BGH, Urteil vom 28.02.1958, Az. 1 StR 387/57, zu finden in BGHSt 11, 207, 209),
  • die Richter eines bestimmten Gerichtes, – zu entscheiden war über die 200 Richter des Kriminalgerichts in Berlin-Moabit (KG, Urteil vom 30.03.1978, Az. (2) Ss 54/78 (13/78), zu finden in JR 1978, 422),
  • die aktiv an der Entnazifizierung Beteiligten (BGH, Urteil vom 23.11.1951, Az. 2 StR 612/51, zu finden in NJW 1952, 392),
  • die Christen in Deutschland (LG Köln, Beschluß vom 29.04.1982, Az. 105 Qs 109 und 117/82, zu finden in MDR 1982, 771),
  • die Katholiken in Deutschland (siehe Akademiker),
  • die Protestanten in Deutschland (siehe Akademiker)
  • die Zionisten in Deutschland (LG Essen, Urteil vom 31.08.1981, Az. 25 Qs 31/81),
  • die Rechtsradikalen, “Braunen”, Skinheads und Neonazis (StA Hamburg, Vfg. Vom 22.01.1993, Az. 141 Js 747/92 und StA Hamburg, Vfg. vom 27.10.2000, Az. 7101 Js 512/00),
  • die Linken (BGH, Urteil vom 03.04.2008, Az. 3 StR 394/07 und OLG Dresden, Beschluß vom 30.03.2004, Az. 2 Ws 634/03),
  • die Antifa BGH aa0)
  • das antideutsche Pack (AG Berleburg, Urteil vom 15.08.1997, Az. 4 Ds 45 Js 44/97),
  • die Feinde Deutschlands (AG Berleburg, aaO),
  • die Dritte Welt (BayObLG, Beschluß vom 22.03.1990, Az. Rreg 5 St 136/89 zu finden in NJW 1990, 2479 f.).

Das Deutsche Rechtsbüro bittet daher um folgendes:

  1. Verhalten Sie sich friedlich und gesetzestreu
  2. Lassen Sie Schriften, Tonträger, Auftritte im Internet, Aufkleber, Reden und sonstige schriftliche oder mündliche Äußerungen vor der Veröffentlichung von einem Rechtsanwalt prüfen, ob sie gegen § 130 oder § 185 StGB verstoßen.
  3. Wenn dennoch Strafverfahren oder Verbote gegen Sie wegen § 130 oder 185 StGB eingeleitet oder verhängt werden, legen Sie Rechtsmittel bis zur letzten Instanz ein.
  4. Fordern Sie Entscheidungen zu § 130 und 185 StGB aus unserem Archiv an.
  5. Senden Sie uns Gerichtsentscheidungen und Meldungen zur Meinungsfreiheit und zu anderen juristischen Fragen für unser Archiv. Es ist nur so gut und so aktuell, wie es von Ihnen die entsprechenden Nachrichten erhält !

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